[MUSTERgueltig.] Keep it secret, stupid. [DE]

Day 1,834, 12:36 Published in Germany Germany by Herbert Mustermann


MUSIK.

... oder: wie übermäßiges Transparenzgebaren uns in den politischen Stillstand führt.

Liebe Mitdoitschinnen und Mitdoitsche,

Man möchte fast meinen, der Themenkomplex „Transparenz“ ist in der eRepublik der Gegenwart so ziemlich aus der Zeit gefallen. Vermutlich, weil es stimmt. Aber gehen wir doch in Ermangelung neuer (oder überhaupt irgendwelcher) Konflikte ein paar Schritte zurück und betrachten von Neuem ein zum Politikfeld ausgeartetes Thema, das bisher stets Garant war für ein paar innenpolitische Diskussionen hier wie auch draußen im realen Leben (Hallo, ihr Nerds). Dazu gehört zuallererst, sich die Kernthese der inzwischen eingeschlafenen „Transparenzfraktion“ zu Gemüte zu führen: Öffentliche Entscheidungsfindung ist besser, fairer und ausgewogener als Entscheidungsfindung im Hinterzimmer.



Eine erste Zwischenüberschrift

Was bedeutet nun also „öffentliche Entscheidungsfindung“? Öffentliche Entscheidungsfindung meint das Publikmachen u.a. der Motivation und der Entscheidungsprozesse, die zu politischen Entschlüssen führen. Beispiele: „Wieso erklären wir Land XY zum Natural Enemy? - Um in Zusammenarbeit mit Land Z einen Coup zu landen und XY in die Zange zu nehmen, woraufhin Land W die Versorgungswege abschneidet“ ; „Wieso fehlt der Betrag XY in der Staatskasse? - Weil wir damit einen PTO im Land Z unterstützt haben“ ; „Wieso lassen wir uns von Land S erobern? - Weil wir damit Land P gehörig in den Ar...“ und so weiter. Warum sollte die Öffentlichkeit nun also kein Anrecht auf diese Informationen haben? Ist es nicht undemokratisch, wenn Präsident und Kabinett an der Öffentlichkeit vorbei Deals mit Interessensgruppen oder gar anderen Ländern eingehen? Nein.



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Es ist aus zwei Gründen nicht undemokratisch, die ich hier in der Kürze der Zeit zu erläutern versuche. Um sie zu verstehen, müssen wir allerdings erst wieder über eine Begrifflichkeit reden – über den Deal. Was ist also ein politischer Deal? Eine Kompromisslösung, die Verhandlungsparteien miteinander vereinbaren, also eine beiderseitige Aufgabe von eigenen Forderungen zum Zwecke des gemeinsamen Entschlusses und damit vor allem eins: Das Ergebnis einer erfolgreichen Verhandlung, im Optimalfall zum Wohle beider Parteien – Damit sind wir dann auch wieder beim Thema Demokratie. Diesen Begriff nun „kurz“ erklären zu wollen würde unweigerlich zur übermäßigen Verknappung führen, aber über eine Sache sollte doch Konsens bestehen: Der Zweck der Demokratie ist eben auch die Entscheidungsfindung zum Wohle aller und der Deal als politisches Instrument ein geeignetes Mittel, um diesem Zweck gerecht zu werden. Der Deal ist also demokratisch – Wieso aber können derartige Deals nicht auch über öffentliche Verhandlungen geschlossen werden?



Nun folgt der Teil, in dem ich euch alle beleidige

Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe. Einer davon ist sicherlich durch die Spielmechanik bedingt und spielt gerade bei Entscheidungen über Krieg und Frieden eine große Rolle: Wer im Zweifel zuerst den Knopf drückt, der darf auch als erstes angreifen. Wir haben viele Situationen erlebt, in denen eDeutsche Regierungen nach außen hin völlig grundlose NE-Anträge durch den Kongress gedrückt haben – Immer wieder aus dem einfachen Grunde, dass der auserkorene Feind ansonsten der erste wäre, der den Antrag durchbringt und somit auch der erste, der losschlagen kann. Aber es ist nicht nur das – Es gibt auch abgesehen von spielmechanisch bedingten Erfordernissen einen gewichtigen Grund, aus dem öffentliche Verhandlungen oftmals zum Scheitern verdammt sind. Womit wir nun also bei den Auswirkungen von Transparenz auf Verhandlungen wären. Wer schon einmal versucht hat, bei eRepublik eine sachliche Diskussion zu führen (ich gehöre nicht dazu), der weiß: Dies ist nicht der richtige Ort dafür. eRepublik ist nun einmal keine politische Diskussionsplattform, sondern ein Browsergame – Und egal, wie viel Zeit der ein oder andere in ein solches Browsergame steckt, eins haben wir doch gemeinsam: Ernstgemeinte Gedanken und auch Mühe hier hineinzustecken, das sieht letzten Endes kaum einer von uns wirklich ein. Wieso sich wirklich den Kopf zerbrechen für ein paar Einsen und Nullen – für ein paar farbige Flecken auf einer (miserablen) Weltkarte? Öffentliche Diskussionen hier folgen daher einem relativ vorhersehbaren Muster, das sich seit Jahren bewährt hat: Stupider Vorschlag → allgemeine Heiterkeit → Revolution → Revolution futsch → Diskussion beendet. In Zeitungsartikeln & den dazugehörigen Kommentaren findet keine wirkliche Behandlung irgendwelcher Themen statt (außer in meinen natürlich!) - Stattdessen viel Phrasengedresche & „partei“politische Profilierung ohne argumentative Unterfütterung (Problem → Problembehebung (mit Erklärung & Belegen für die Wirksamkeit) → gewünschtes Ziel). So lassen sich keine Probleme lösen – Das dürfte inzwischen sogar Kaiser Todmann verstanden haben. Es macht deshalb durchaus Sinn, auf in sich homogenere „Cliquen“ zurückzugreifen, die zum Meinungsaustausch eher bereit sind & sich mit der Materie ein Stück weit mehr auskennen (so heißt es zumindest); die öffentliche Entscheidungsfindung ist folglich kein geeignetes Instrument zur Problemlösung.

Wer sich also wirklich um das Wohl des eDoitschen Staatswesens kümmert; wem es aufrichtig am Herzen liegt, der kommt nicht darum herum, am Ende dieses kleinen Gedankenausflugs in die Realität festzustellen: Hinterzimmer“politik“ kann – in einem für die realen politischen Konflikte des 21. Jahrhunderts völlig unbedeutenden Spiel – durchaus Sinn machen. Und damit komme ich auch schon zum Ende, meine kleinen Froinde, und lasse euch mal weiter mit Exkrementen werfen.

XOXO,