Zwischen den Stühlen

Day 1,146, 06:09 Published in Germany Germany by Iseutz

Hallo allerseits,

nach dem aufsehenerregenden NE Antrag durch Jul1C4sh, der sich hoffentlich noch zu einer öffentlichen Erklärung herablassen wird, zeigt sich wieder einmal mit drastischer Deutlichkeit das edeutsche Dilemma.Während EDEN offensichtlich eine geregelte Abwicklung und Neusortierung in Angriff nimmt, ist von gemeinschaftlichen Aktivitäten der PHX-Staaten nichts zu spüren. Schlimmer noch, da sich bereits die Anfänge einer neuen bipolaren Weltpolitik abzeichnen, macht die deutsche Politik den Eindruck von entschlossener Unentschlossenheit..

Noch vor seiner Antrittsrede bezeichnete Konrad Neumann die eWelt als im Umbruch befindlich. Und wie viele andere CPs versucht auch er den Spagat zwischen pragmatischer Neuorientierung und dem Festhalten an alten Beziehungen. Während Ungarn und Polen diesen bewältigen, weil sie nunmal als Großmächte über die entsprechenden 'Fähigkeiten' verfügen, ist die aktuelle edeutsche Außenpolitik allenfalls als schmerzhafte Verrenkung zu bezeichnen.

Vor sechs Tagen hatte Kalif Batan im Bundesanzeiger erläutert, daß man mit den Polen und Schweden in Kontakt stehe, um eine 'Lösung' zu finden, die den Dauerkonflikt zu beidseitiger Zufriedenheit herunterzudrehen. Kurioserweise wird dabei auch erwähnt, daß all die edeutschen Opfer nicht bloß schmerzhaft waren, sondern auch bedeutungslos, da unser efranzösischer 'Partner' ohne viel Federlesen die Waffen gestreckt hatte. Aber wie dem auch sei, es klang als hätte man endlich damit begonnen, Wege aus dem Dauerkrieg im eigenen Vorgarten anzustreben. Und nun kam es zum bereits allgemein bekannten Proposal, daß nicht nur von der Grundidee allgemeinen Anklang fand, sondern auch eine gewisse Entschlossenheit demonstrierte, die man bis dato nicht von edeutscher Außenpolitik gewohnt war. Die Option, eine schwächere Nation zum eigenen Vorteil auszubeuten, erscheint nachgerade revolutionär. (Wer es bis jetzt nicht verstanden hat: Es geht darum, den ePolen die eschweizer Eisenregion zuzuschanzen, damit wir selbst BaWü behalten können.)

Aber nun, nachdem diese Idee durch Verfahrensprobleme (nämlich dem überraschenden, und demzufolge nicht gut vorbereiteten proposal) leider erheblichen Schaden erlitten hat, wird nicht bloß Jul1C4sh plötzlich als der böse Bube der Nation hingestellt, sondern auch der Teufel an die Wand gemalt, daß die Verhandlungen an sich gefährdet seien.

Das ist nicht nur wohlfeil, sondern auch ein Stück weit unverschämt, haben wir doch mit Konrad einen Spieler, der nichts anderes kennt als Peace/Phoenix und sich vermutlich auch nicht viel anderes vorstellen kann. So werden weiterhin fröhlich alte MPPs verlängert, scheins ungeachtet der von ihm selber erst zitierten Zeit des Umbruches. Nur befindet man sich in einer Neuorientierungsphase oder nicht?! Man kann nicht einerseits Signale senden, daß eDeutschland weiter unverbrüchlich zu seinen 'Freunden' steht und andererseits zugleich eine nettere Politik von ePolen und eSchweden erwarten.

ePolen ist defintiv nicht an eDeutschland als Freund oder gar Partner interessiert. Das liegt nicht nur an der böse bösen Langzeitfehde, sondern an dem Ostblock-Konstrukt, welches sich langsam herauskristallisiert. Seit die eUS-Amerikaner ihre Idee von PANAM veröffentlicht und auch rasch umgesetzt haben, sind die Gedanken über ein pan-slavisches Dominion zu neuem Leben erwacht (auch wenn es bisher nicht als 'pan-slavisch' bezeichnet wird). eKroatien weigert sich zwar nach wie vor beharrlich, dem neuen Club in Osteuropa beizutreten. Allerdings dürfte sich das in zwei bis drei Monaten ändern, weil sie erkennen müssen, daß ihnen sonst die Felle davonschwimmen und sie in weiteren Plänen nur noch als Verhandlungsmasse auftauchen würden. Außerdem haben die eSerben den eKroaten durch ostentatives Ignorieren derer Feindseligkeiten bereits den schwarzen Peter zugeschoben.

Natürlich kann sich alles nochmals ändern, was letztlich nur davon abhängt, wie die individuellen Sympathien und Antipathien ausgeprägt sind. Geht man aber von einer neuen Ost-West Blockbildung aus (vllt mit einigen Wildcards wie Russland und Indonesien), dann läßt sich nur wiederholen, was bereits im Titel steht: Nämlich, daß eDeutschland zwischen allen Stühlen sitzt. Und anfügen, was implizit in allen meiner jüngeren Kommentare enthalten ist, nämlich daß diese Regierung nicht in der Lage ist, die Situation angemessen zu bewältigen, auch wenn sich einzelne sich große Mühe geben und nicht unerhebliche Lebenszeit opfern. (Ich bitte das ausdrücklich als Lob zu verstehen!)

Dummerweise ist Konrad nicht mit einem Konzept in diese Amtszeit gegangen, die passende Ausrede hatte er ja parat. Während also dem MoFa-Stab die undankbare Aufgabe überlassen bleibt, zwischen Pest und Cholera zu wählen (und dabei vor lauter Arbeit den dritten Weg, nämlich das Ignorieren der Polen und die Ausrichtung auf nicht-europäische Staaten zu übersehen), versucht er das Volk damit zu beschäftigen, mehr Transparenz durch veröffentlichen von alten (sic) Regierungsdiskussionen zu schaffen. Was ein doppelter Witz ist, weil es uns a) nicht weiterhilft, zu wissen wer wen vor 3 Monaten beleidigt hat und b) echte Transparenz vermittels Aufschlüsselung der Ausgaben (= Ressortbudget samt Begründung) wieder stillschweigend aufgeschoben wird...

Ich habe ehrliches Vertrauen in die Regierung (MoFa, MoFME) insofern, daß sie die Situation nach bestem Wissen verwalten werden. Aber ich befürchte, die globale Umbruchsituation wird durch altbackenes und zauderhaftes Aussitzen verschwendet werden.


Iseutz