I'm with stupid, so are you

Day 857, 12:45 Published in Germany Germany by Iseutz

Nabend allerseits,

in der Hoffnung, morgen Abend doch keine Zeit für eRepublik opfern zu können, habe ich mich entschlossen bereits heute etwas zum Besten zu geben. Wie könnte es anders sein, auch ich gedenke mich mit dem unsäglichen Gobba-Skandal und dem damit verbundenen Populismus und Opportunismus auseinanderzusetzen. Mit ist klar, daß davon gerade alle ziemlich die Schnauze voll haben, aber vielleicht ist es ja gerade deswegen der richtige Zeitpunkt einer weitgehend emotionsfreien Perspektive eine Chance einzuräumen. Die Streithähne werden müde und haben womöglich einfach keine Lust mehr, ihrer Frustration freien Lauf zu lassen. Außerdem schreibe ich auf Deutsch. Vielleicht hilfts ja. 😉

Die aktiven Leser der Zeitungslandschaft werden wissen, daß ich zur Schar der Kritiker gehöre, die keine Beschwichtigungen hinsichtlich der Missetat von Gobba akzeptieren wollen. Allerdings erlaube ich mir den Dünkel und fühle mich selbst nicht einem konkreten (politischen) Lager zugehörig. Allenfalls dem des gesunden Menschenverstandes, das es allerdings nicht gibt. Zudem läßt es sich nicht vermeiden, gewisse populistische Formeln zu verwenden, selbst wenn man sich ohne persönlich oder politisch induzierten Groll mit dem Thema beschäftigt.


Von Gobba am Nasenring durch die Manege geführt...

Zunächst sei festgehalten, daß ich den Begriff des Diebstahls als nicht konkret genug empfinde. Ich habe es selbst immer wieder als Begrifflichkeit verwendet, für gewöhnlich in Anführungszeichen, allerdings wird diese Relativierung den Tatsachen nicht gerecht. Was uns als eDeutschen widerfahren ist, in erster Linie eine individuelle Anmaßung jenseits aller Vorstellungskraft und erst dann ein Diebstahl. Ein Spieler mit Zugriffsrechten hat mit den Gepflogenheiten (!) der Vorgänger gebrochen, weil er - so der bisherige Tenor - der Ansicht sei, die vorhandene Geldsumme der neuen Regierungsmannschaft nicht überlassen zu können. Man beachte, daß sich die Regierungsmitglieder seit jeher in einer organisatorischen Grauzone befinden und man daher die Argumentation bezüglich der fürsorglichen Natur der Zugriffsverweigerung tatsächlich als real anerkennen muß. Wenn es dem Präsidenten bzw. den Zugriffsberechtigten völlig frei gestellt ist, wie sie zum Beispiel die Staatskasse zu verwalten haben, dann ist 'Sicherheitsverwahrung' rein technisch betrachtet ebenso legitim wie das Verhalten, welches wir üblicherweise als ethisch und sachlich angemessen bezeichnen würden.

Daß in der bisherigen Diskussion noch nirgends auf diese Problematik hingewiesen wurde, ist für mich ein Zeichen, daß wir es hier nicht nur mit dem individuellen Versagen bzw. Fehlverhalten einer einzelnen Person zu tun haben. Zumal es bei Weitem nicht der einzige offene Punkt ist, der in meinen Augen bisher sträflich vernachlässigt wurde.


Kollektives Versagen der verantwortlichen Akteure...

Obgleich ich Konrad Neumann sowohl in Kommentaren als auch direkt im Gespräch meine ihm klar widersprechenden Ansichten dargelegt habe, bleibt festzuhalten, daß er in seinen Äußerungen mindestens einen Kritikpunkt völlig zurecht betont hat. Nämlich das durchaus kollektive Versagen der aktuell Regierenden als auch der zivilen Öffentlichkeit hinsichtlich des Krisenmanagements und dem gegenseitigen Umgang in dieser Krise. Damit meine ich keinesfalls, daß unsere Regierung ebenso wie wohl die überwältigende Mehrheit aller Bürger überaus betroffen oder gar schockiert über die Entwendung der Staatskasse war. Das ist kein Fehlverhalten, sondern eine natürliche Reaktion. Sich in diesem Moment und den folgenden Tagen lautstark den Zorn von der Seele zu schreiben ist sogar eine Notwendigkeit, um Bewußtsein für das entstandene Problem zu erzeugen.

ABER...

Es mag nun individuell ungerecht erscheinen, jedoch ist der erste Adressat dieser Kritik der Präsident. Und damit jene Person, die die besondere Verpflichtung und lastende Verantwortung übernommen hat, die mit diesem Amt verbunden ist. Wie sich nun wieder in der jüngeren Diskussion herausgestellt hat, ist MachtGeil dieser Verpflichtung nicht nachgekommen und hat sich auf eine Auseinandersetzung eingelassen, die bedauerlicherweise stark von individueller Emotionalität geprägt ist, wie auch von politisch motivierter Antipathie. Ein Präsident darf das aber nicht, wenn er seinen Aufgaben als organisatorischer Leiter eines Landes nachkommen will.

Man beachte, es geht mir nicht darum, daß ich es nicht verstehen könnte, warum die Dinge liefen, wie wir sie nun vorfinden. Aber in dieser Sache spielen menschliche Sympathien oder gar Mitgefühl einfach keine Rolle. Ein Präsident, der nicht in der Lage ist, in einer Krisensituation die notwendige Ruhe zu haben oder nach kurzer Aufregung zurückzuerlangen, ist - zumindest in diesem Arbeitsbereich - kein guter Präsident. Ich würde MachtGeil gerne in einer zweiten Amtszeit erleben, nicht nur aus praktischen Erwägungen wegen, sondern auch um festzustellen, ob er einen Reifeprozeß durchgemacht und zB aus diesem Fehler etwas gelernt hat. Aber egal ob er nun nocheinmal zur Verfügung steht oder nicht, er wird sich diesen Stiefel anziehen müssen. Auch ob er sich zu diesem Fehlverhalten bekennt oder nicht, wird bereits für sich allein eine sehr interessante Aussage darstellen.

Auch in dieser Betrachtung verbirgt sich ein möglicher Punkt, der in Zukunft zu diskutieren sein wird, sollte man ernsthaft Lehren aus diesem Skandal ziehen wollen. Nämlich, ob es einen übergeordneten Auswahlprozeß für unsere Landespräsidenten (und Minister...) geben sollte oder ob wir es weiterhin dem Wohl und Wehe der Moiren überlassen werden, welche Personen dieser eNation vorstehen sollen. Es wird ja in regelmäßigen Abständen über die Stellung der Regierungsmitglieder diskutiert, aber das 'Übel' an der Wuzel zu packen scheint alle zu überfordern. Lieber zieht man sich darauf zurück, daß der Präsident ja demokratisch gewählt wird, als sei das bereits qua Begrifflichkeit ein ausreichender Sicherheitsmechanismus.

Natürlich ist es keineswegs allein MachGeil gewesen, der sich politisch äußerst ungeschickt verhalten hat. Wir alle waren Zeuge, wie sich eine Reihe von Spielern aller Coleur an den Diskussionen beteiligt hat. Und kann man nach dem 'Diebstahl' noch verstehen, daß es nicht unmittelbar zu einer differenzierten Aufarbeitung gekommen ist, ist der aktuelle Aufruhr nur noch schwer hinzunehmen. Denn an dieser Stelle ist es nicht mehr bloß ein schockiertes Aufjaulen, sondern wird gerade von den politisch aktiven Spielern als ein rein populistisches und machtpolitisch orientiertes Forcieren eines gelegen kommenden Konfliktes mißbraucht.

Daß es in der aktuellen Form dazu kommen konnte, ist ganz klar der Nominierung Gobbas durch seine Partei zu 'verdanken'. Denn dahinter verbirgt sich nicht bloß die hündische Treue zu einem vermeintlich mißverstandenen Spieler, sondern auch die Ignoranz gegenüber einer gesellschaftsweiten Empörung, die anscheinend als bloßer Pressespuk abgetan wurde. Daß es dazu kommen kann, zeigt ganz klar, daß hier offenbar niemand mit einem Fünkchen Einfühlungsvermögen am Werke war und störrisch die eigene Position ungeachtet aller möglichen Einwände beibehält.

Auch an dieser Stelle kann ich nur zu gut nachvollziehen, wie es dazu kommen konnte. Denn wer will schon gegenüber einem vermeintlich populistisch getriebenen Mob kleinbeigeben bzw. auch nur eine Handbreit Boden zurückweichen? Gobba nicht aufzustellen kann aus der Warte seiner Freunde nur so wirken, als würde man nicht mehr zu ihm stehen. Und rein pragmatisch mag auch die Überlegung vorhanden gewesen sein, daß eine Nicht-Nominierung vom politischen Gegner als durchsichtiger Beruhigungsversuch gebrandmarkt wird. Abgesehen davon, daß wir in Deutschland nur wenige Strategen haben, die solche Chancen erkennen und gezielt nutzen würden, gilt es aber einen weiteren Punkt anzuführen. Nämlich daß dieses erneute Durcheinander darauf zurückzuführen ist, daß sich innerhalb der Diskussion Seitens der OMG nicht ausreichend - besser gesagt überhaupt nicht - vom Fehlverhalten Gobbas distanziert wurde. Wäre dies passiert, stünde auch der jüngste Aufruf zu einer objektiveren Debatte auf einer völlig anderen Grundlage. Daß diese Distanzlosigkeit später vom politischen Gegner aufgegriffen wurde, kann man ihm einfach nicht vorwerfen. Der Ball des Versagens kullert also auch fröhlich durch den Vorgarten der OMG und aller, die ausgerechnet jetzt zu einem rationalen und gesitteten Umgang miteinander aufrufen. Zeitpunkt und Kontext sind hierfür schlicht verkehrt.

Wenn man sich mit Populismus und seinen Wirkungen befassen möchte, wäre dies eine großartige Gelegenheit ins Detail vorzudringen. Aber das soll an dieser Stelle nicht passieren, denn der Artikel ist bereits zu lang, aber es gibt noch einen überaus wichtigen Punkt zu besprechen.


Was das Faß zum Überlaufen brachte...

Warum die 'we hate Gobba' Fraktion, wie sie ja nun populistischer Weise bezeichnet wurde, so außer sich ist und dem Anschein nach nur noch damit zu beruhigen wäre, indem man Gobbas Kopf auf eine Lanze pflanzt, läßt sich relativ einfach erklären. Und es hat nichts damit zu tun, als wäre hier lediglich irgendein unbedeutendes Problem aufgeblasen worden.

Nach der Entwendung des Geldes wurden alsbald Tickets geschrieben und auch von der neuen Regierung zur Ruhe aufgerufen. Die Reaktion des erep-Teams auf dieses Ticket bestand in der Folge jedoch entgegen aller Erwartung nicht darin, eDeutschland den Staatsschatz zu übereignen und den Spieler Gobba mit der üblichen Strafe zu versehen, sondern ihn defacto freizusprechen, ohne daß das Geld zurückkommen würde. Diese administrative Entscheidung - auf welcher Argumentationsgrundlage auch immer - fiel also zugunsten eines Spielers aus, der unzweifelhaft ein Fehlverhalten an den Tag gelegt hat, dessen Begradigung auch ohne Ban allergrößte Priorität hätte genießen müssen. Wäre das Geld zurückgekommen, wären vermutlich alle damit klargekommen, wenn Gobba nicht gebannt worden wäre. Denn in diesem Szenario hätte man durchaus akzeptieren können, daß seine Erfolge und Leistungen mit der Verfehlung verrechnet worden wären, und damit Gnade vor Recht erginge.

Ob es nun daran lag, daß vielleicht das Ticket nicht ausreichend überzeugend verfaßt wurde oder ob es vielleicht private Intervention und Strippenzieherei gab, sei dahingestellt. Aber der Effekt dieser Entscheidung war sprichwörtliches Öl ins Feuer und die Stimmung verwandelte sich unvermeidlich von lautstarkem Mißfallen in blanke Verachtung. In Kombination mit der erneuten Nominierung ist es daher keine Überraschung, daß die Situation quasi explodiert ist. Das eigentliche Problem rückt völlig in den Hintergrund, weil es offensichtlich ist, daß es keine administrativ durchgesetzte Gerechtigkeit geben wird. Die Bestrafung, ja Vertreibung der Person Gobbas wurde damit automatisch zum primären Ziel, zumal gesellschaftliche Ächtung die einzig verbliebene Art der Strafe ist, die noch übrig bleibt. Auch das haben die Verteidiger Gobbas bisher nicht verstanden, was natürlich nicht dabei hilft, das Dilemma zu überwinden.

Zusätzlich zu dieser Form von Ersatzbestrafung mutierte die Debatte zum Aufhänger für individuelle, politische und moralische Auseinandersetzungen. Man zieht sich an dieser hochemotionalen Gemengelage zunächst hoch, um sofort wieder von anderen heruntergezerrt zu werden. Daß die aktiven Kräfte innerhalb der deutschen Community keinerlei Verständnis für die Mechanismen des Konflikts aufweisen, sondern lediglich daran interessiert scheinen, möglichst großen politischen Profit oder persönliche Befriedigung zu erzielen, ist eine extreme Enttäuschung.


Ein Ende mit Schrecken...

Die Lösung des ursprünglichen Problems wird leider nicht darin bestehen, über den öffentlichen Diskurs ein Einvernehmen zu erzielen. Das Klima ist vergiftet und die Repräsentanten weitgehend frustriert. Gobba wird das Geld zwar irgendwann herausrücken, aber das beste wäre es - wie es bereits irgendwo in den Kommentaren erwähnt wurde - einfach weiterzumachen und das Staatsgeld Staatsgeld sein zu lassen. Tatsächlich sind es ja sowieso nur die Polen-DM, wir können also ruhigen Gewissens zu tun, als hätte es das Geld nie gegeben.

Sollte Gobba das Geld demnächst zurückgeben, wäre das übrigens allenfalls die Bestätigung dafür, daß es sich um eine politisch motivierte Aktion handelt. Denn mit der Rückgabe des Geldes würde der gegenwärtigen Regierung auf dem Höhepunkt des Aufruhrs der Boden unter den Füßen entzogen werden. Aber was auch passiert, alle Beteiligten sollten sich daran machen, in Eigenregie ihr massives Fehlverhalten zu hinterfragen und so aus der Katastrophe wenigstens noch etwas lernen, anstatt die ganze Geschichte bloß auszusitzen und am Ende genauso dumm, selbstzufrieden und ignorant weiterzumachen wie gegenwärtig.


Damit findet dieser Mammutartikel sein wohlverdientes Ende. Wir stellen wieder einmal fest, daß alle Menschen Idioten sind. Und ich auch, denn anders ist diese exzessive Zeitverschwendung meinerseits ja nicht zu erklären.

I'm with stupid, so are you
Iseutz