Ein Blick zurück

Day 840, 15:25 Published in Germany Germany by Iseutz

Nachdem ich keine Zeit hatte, mich formvollendet über die Zeitung des BMI von Amt und Würden zu verabschieden, schreibe ich nach 4-monatiger Amtszeit als Bundesinnenminister von eDeutschland hier mein mehr oder minder knappes Fazit. Da ich bekanntermaßen kein Freund von Bilderfluten bin, gibt es statt dessen wieder Begleitmusik im Artikel: Hurt


Vier Monate sind es also letztendlich geworden. Ich weiß nicht, ob diese recht lange Zeit nun das Ergebnis besonderer Eignung oder bloß gefälliger Harmlosigkeit war. Was es auch war, im November letzten Jahres berief mich Donnie Bronco in sein Antrittskabinett. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits etwas bekannter geworden und gerade damit beschäftigt, die saftigen Früchte unserer ausgebrachten SPeD-Saat einzufahren. Ich hatte bereits einen Monat im Kongreß absolviert und war der Idee eines Ministerpostens als weiterer Betätigung nicht abgeneigt.

Mir war klar, daß der Innenministerposten keine wichtige Position im eigentliche Sinne war (oder ist). Man ist ironischer Weise dazu verdammt, auf die seltener werdenden Gelegenheiten zu hoffen, daß dem Land schlimmes Ungemach auf der politischen Bühne drohen möge. Mehr als alle anderen Ministerien oder gar den Präsidenten bedarf es für den Innenminister handfester Krisen, um zeigen zu dürfen, was man kann oder eben nicht kann. Außerhalb solcher Zeiten ist es ein Posten, der um des Postens willen geschaffen worden ist. Zwar rückt man näher an die Regierungstätigkeiten heran, aber auch von dieser Warte ist es nur schwer möglich, sich in die bestehenden Netzwerke und Befehlsketten einzuschalten.

So verlief der erste Monat erwartungsgemäß etwas langweilig und unspektakulär, da ich mich auch nicht dazu durchringen konnte oder wollte, alternativ über den gewohnt zähen Arbeitsablauf des Kongresses zu berichten. Tatsächlich besteht der wesentliche Anteil der wahrnehmbaren Arbeit des Innenministeriums stets darin, immer wieder bei Wahlen über ordnungsgemäßen Ablauf zu berichten oder sich gelegentlich einige der Staatsbürgerschaftskandidaten näher anzusehen. Wobei letzteres auch tadellos ohne das MoI läuft, wodurch hin und wieder düstere Gedanken ob der völligen Nutzlosigkeit um den ach so bequemen Ministersessel waberten.

Personal Jesus

Diverse Bemühungen zum Aufbau von informellen Kontakten zu ausländischen Kollegen versickerten erfolglos. Hierbei kann man nur sagen, wie hinterwäldlerisch beide Großallianzen immer noch arbeiten, viele Betätigungsfelder liegen brach und sind dem Wohl und Wehe glücklicher Umstände ausgeliefert, statt durch Organisation einen Rahmen zum gezielten Arbeiten zu erhalten. Als solch glückliche Einzelaktion entpuppte sich die Entscheidung, den Parteipräsidentenposten nach zwei erfolgreichen Monaten abzugeben und in einer halb privaten, halb offiziellen Aktion die Terror & Destruction Organsation zu gründen. Zusammen mit TGE und Donnie Bronco standen zwei publikumswirksame Persönlichkeiten bereit, wodurch man leicht einen großen Teil der aktiven Bevölkerung auf die neue Gruppierung aufmerksam machen konnte.

Neben indidivueller Begeisterungsfähigkeit lag der Fokus auf eben jener bemängelten Organisationsbildung, so daß mehr edeutsche Spieler gezielt in eine bestimmte Richtung gelenkt würden. Beispielsweise um irgendwann einmal als flexible ATO Gruppe zu fungieren, deren ofizielle Implementierung aufgrund der äußeren Umstände (sprich mangelnde Spielerzahlen) ebenfalls zum Scheitern verurteilt war. Daß die TDO hingegen immer noch existiert ist erfreulich und spricht für die zugrundeliegende Idee. Zwar ist momentan ein wenig viel Selbstgenügsamkeit eingekehrt, aber mit entsprechend motivierten Führungspersonen (oder wieder mehr Zeit meinerseits) könnte man jederzeit neue Projekte in Angriff nehmen. Projekte wie die Sabotagewochen hinter feindlichen Linien, in denen mehrere Dutzend edeutsche Spieler ihrem gerechten Zorn freien Lauf ließen und der gegnerischen Wirtschaft nach Kräften schadeten.

Man kann die wirtschaftliche Relevanz der Aktion in Zweifel ziehen, aber wer kurz Innehält wird die guten Seiten erkennen. Gerade in einer Situation, in der ein übermächtiger Gegner jeden Gedanken an einen möglichen Sieg im Keim erstickt, ist es wichtig, den eigenen Mitspielern sinnvolle Möglichkeiten des Widerstands aufzuzeigen. Die Aktionen der TDO waren ein Symbol eben dieses Widerstandes; ebenso Beschäftigungstherapie, wie energische Besinnung auf bessere Zeiten - und zwar handfest, anstatt nur in Form von warmen Worten und ausgeleierten Durchhalteparolen. Auch wenn dies alles nie explizit im Namen des Innenministeriums geschah, bin ich an dieser Stelle schlicht so frei, dies als durchaus gelungenen Teil meiner Amtsarbeit zu bezeichnen.

When the Man comes around

Mit dem Ende der Kampfhandlungen und der gerade noch rechtzeitig erfolgten Befreiung des Saarlandes verebbten jedoch die Notwendigkeit und die Möglichkeiten, sich sinnvoll gesamtgesellschaftlich zu betätigen. Ich bin natürlich von Amts wegen froh darüber, daß es nicht zur größtmöglichen Katastrophe gekommen ist und eine unüberschaubare Zahl von ePolen mit edeutscher Staatsbürgerschaft die Herrschaft in unserem virtuellen Heimatland übernommen hat. Aus der emotionslos strategischen Sicht eines Apologeten der Dynamik bedauere ich es aber schon nicht zu knapp. Die Herausforderung, dieser Bedrohung Herr zu werden, wäre gewaltig und auch gewaltig verlockend gewesen. Wenngleich es für viele aktive Spieler wie das Ende der Welt aussehen hätte, schlummerte darin doch erhebliches Potential für die Entwicklung der gesamtem edeutschen Gesellschaft. Nun sieht die Lage aber anders aus, für die begeisterten Patrioten eine große Freude, für alle Menschen mit Witz und Verstand schlicht bedauerlich.

Liest man den gerade vorangegangenen Satz nocheinmal, muß es allerdings fast schon absurd erscheinen, daß ausgerechnet ein Spieler, der im Grunde keinen roten Heller auf nationale Integrität gibt, vier Monate Innenminister eben jenen Landes gewesen ist. Vermutlich ist es also doch ein eher glücklicher Umstand, daß Ban Danna durch Gobbas Dolchstoß kein Präsident werden konnte und sich nun KirKanos an meiner Statt den Kopf zerbrechen muß, was er eigentlich als Innenminister erreichen will und realistisch erreichen kann. Ich habe leider keine wirklich hilfreichen Hinweise parat, außer vielleicht einen, den sich im Grunde jedes Regierungsmitglied hinter die Ohren schreiben sollte: Als Individuen sind wir auf Dauer alle bedeutungslos. Und es kann nie schaden, sich dieser Bedeutungslosigkeit bewußt zu werden, wenn man grade mal wieder selbstgerecht feststellt, daß alle außer einem selber unfähige Idioten sind.

Der gegenwärtige Stillstand - sowohl außen- wie auch innenpolitisch - ist meines Erachtens Gift für die edeutsche Entwicklung. Und ich fürchte ein wenig, daß dieses schleichende Gift auch die Regierungstätigkeit und das allgemeine politische Miteinander negativ beeinflussen wird. Anzeichen für neue und alte Konfliktlinien gab es ja bereits im Vorfeld der Wahl und kristallisieren sich weiter heraus. Und so verlasse ich sowohl das Innenministerium, als auch die aktive Innenpolitik mit einem weinenden und einem lachenden Auge, um künftig in den Reihen des FSK - dem Fliegenden Suizidkommando - ein produktives Halbaktiven-Dasein zu verleben. Bis eines fernen Tages real life und Interesse oder auch Notwendigkeit wieder soviel Motivation liefern, um mich erneut näher mit dem liebgewonnenen Versagerland eDeutschland zu befassen... 😁

Ain't no Grave
Innenminister a.D
Iseutz